Früher wurde davon ausgegangen, dass der Rückenschmerz bei den meisten Patienten unspezifisch ist. Es lassen sich jedoch häufig Bandscheiben, Facettengelenke (kleine Wirbelgelenke) oder das Iliosakralgelenk (zwischen Kreuz- und Darmbein) als Schmerzursache finden. So ist eine zielgerichtete Diagnostik auch in die aktuelle Leitlinie „Spezifischer Kreuzschmerz“ eingegangen und der Facettengelenkschmerz als spezifische Ursache aufgeführt. Sowohl für die diagnostische als auch therapeutische Behandlung der Facettengelenke gibt es in der Zwischenzeit nachweislich einen guten Nutzen. Die Häufigkeit des Facettengelenkschmerzes als Ursache für chronische Rückenschmerzen ist altersabhängig und beträgt bei einem 40-Jährigen etwa 18 %, bei einem 50-Jährigen bereits 30 % und bei einem 65-Jährigen rund 45 %.
Die bildgestütze Schmerztherapie an den kleinen Wirbelgelenken kann bei Gelenkverschleiß oder bei chronischen Rückenschmerzen durchgeführt werden, die nicht ausreichend auf Schmerzmittel oder Physiotherapie ansprechen. Typischerweise besteht der Schmerz im Rücken, kann aber auch in Richtung Gesäß, Leiste und in den Oberschenkel ausstrahlen. Es ist aber kein typischer Ischiasschmerz mit Ausstrahlung bis in den Fuß. Es kann wie bei anderen Gelenken morgens und nach dem Aufstehen zu einen Anlaufschmerz kommen, der durch Vor- und Rückbeugen verstärkt werden kann. Ein akuter, bewegungseinschränkender Schmerz („Hexenschuss“) kann ebenso durch ein Blockieren eines Facettengelenkes hervorgerufen werden.
Die Behandlung schmerzhafter, verschlissener Facettengelenke erfolgt zunächst durch Spritzen aus einem örtlichem Betäubungsmittel und einem entzündungshemmendem Medikament (Kortison). Alternativ zum Kortison kann auch eine biologische Behandlung mittels Blutplasma angewendet werden, das aus Eigenblut gewonnen wird und daher nebenwirkungsfrei ist. Zudem regen die enthaltenen Wachstumsfaktoren die Selbstheilungskräfte des Körpers an.
Aufgrund der genauen Platzierung der Spritzen unter Röntgenkontrolle gilt die Facetteninfiltration als sicheres Verfahren. Sehr selten kann es zu Entzündungen an den Nadeleinstichen oder allergische Reaktionen durch die verabreichten Medikamente kommen.
Die Behandlung wird ambulant durchgeführt, nach der Injektion erfolgt eine Beobachtung für 30 Minuten, anschließend geht der Patient wieder nach Hause. Nach der Infiltration sollte am selben Tag auf Autofahren, Sport und Alkohol verzichtet werden.
Je genauer die Spritze gesetzt wird und je aktiver der Patient mit gezielten Kräftigungsübungen weiteren Beschwerden vorbeugt, desto länger kann die Facettengelenksinfiltration wirken.
Im weiteren Verlauf sollte es zu einer deutlichen Besserung der Schmerzen kommen. Ist dieses wiederholt der Fall, kann die Radiofrequenzdenervation durchgeführt werden, bei der der entsprechende Nerv mittels Hitze verödet wird. Durch diese Methode wird die Schmerzweiterleitung unterbrochen, um eine langfristige Besserung der Schmerzen zu erzielen.
So kommt es bei vielen Patienten durch diese Behandlung der kleinen Wirbelgelenke zu einer deutlichen Besserung der Schmerzen im unteren Rücken. Das bildgestütze Setzten der Spritzen gilt als sicheres Verfahren und kann durch die zusätzliche Verödung des Nerven zu einem langfristigen Behandlungserfolg führen.